5G-Antennen verunsichern die Luzerner Bevölkerung – Experte kann die Kritik nicht verstehen

In vielen Luzerner Gemeinden sind 5G-Antennen umstritten. Die Angst vor gesundheitlichen Langzeitfolgen ist präsent, gemäss einem Luzerner Experten allerdings unbegründet.

Der aktuelle Mobilfunkstandard 5G ist in aller Munde. Der Bundesrat verlautete letzte Woche, dass Grenzwerte für die Strahlenbelastung vorerst nicht erhöht werden – ein kleiner Etappensieg für die 5G-Gegner. In vielen Luzerner Gemeinden ist die Bevölkerung besorgt, was die Ausweitung der neusten Mobilfunkgeneration angeht. Die Gegner von 5G befürchten gesundheitliche Langzeitschäden aufgrund der Strahlung.

 

 

Meggen befragte Bevölkerung

Der Gemeinderat in Meggen befragte im Januar seine Bewohner, wie sie zum Thema 5G eingestellt sind. (Wir berichteten) «Wir besprechen die Ergebnisse der Umfrage diese Woche im Gemeinderat», sagt Gemeindeschreiber Daniel Ottiger. Die Ergebnisse der Umfrage würden erst im Mai publiziert werden. Die Umfragebeteiligung zeigte, dass 5G die Bevölkerung beschäftigt: «Wir hätten nie gedacht, dass die Umfragebeteiligung dermassen hoch ist», erklärt Ottiger.

 

 

 5G Antennen sorgen derzeit für viel Gesprächsstoff. (Bild: PD)                                                                                                              

Total wurden 6455 Fragebogen an die Megger Bevölkerung ab 16 Jahren versendet. Davon seien innert der Frist bis am 10.Februar 3374 retourniert worden. «Dies entspricht einer Rücklaufquote von 53 Prozent, was höchst erfreulich und repräsentativ ist», sagt der Gemeindeschreiber.

 

 

Mehrere Petitionen im Entlebuch

Auch im Entlebuch ist eine gewisse Verunsicherung zu spüren. In Schüpfheim wurde vergangenen Dezember eine Informationsveranstaltung zur 5G-Bestrahlung im Raum Entlebuch durchgeführt, nachdem dort eine Petition eingereicht worden war. Der Gemeindeverband Unesco Biosphäre Entlebuch organisierte diese Informationsveranstaltung, um einen Beitrag zur Meinungsbildung der Bürger zu leisten. Später wurde auch in der Gemeinde Hasle eine Petition gegen das Aufrüsten von 5G-Antennen eingereicht. «Als Gemeinde können wir nichts gegen den Bau einer 5G-Antenne machen, sofern der gesetzliche Rahmen vom Bund eingehalten wird», sagt Gemeindepräsident Thomas Röösli. Die Gemeinde hätte die Petition schriftlich beantwortet.

 

Auch in Entlebuch wird das Thema 5G debattiert. «Wir spüren eine gewisse Verunsicherung in der Bevölkerung», sagt Gemeindepräsidentin Vreni Schmidlin. Auch in ihrer Gemeinde sei eine Petition eingereicht worden, welche eine Stellungnahme der Gemeinde zu diversen Fragen in Bezug auf die 5G-Technologie forderte. 47 Personen hätten diese Petition unterzeichnet. Die Petenten sagen: «Wir stellen fest, dass die Auswirkungen sogar in Fachkreisen umstritten sind. Dies sollte unserer Meinung nach Grund genug sein, von einer vorschnellen Einführung der Technologie abzusehen». Es müssten Alternativen zu 5G geprüft werden, wie beispielsweise die Erschliessung von Gebäuden durch ein Glasfasernetz. Nebst Schüpfheim, Hasle und Entlebuch, wurde auch in Escholzmatt-Marbach eine Petition eingereicht.

 

 

5G ist nicht gleich 5G

Doch wie viele 5G-Antennen gibt es bereits im Kanton Luzern? Diverse bestehende Antennen wurden in letzter Zeit mit einem Softwareupdate 5G-tauglich gemacht. Diese Umrüstung konnten die Telekomanbieter ohne zusätzlicher Baubewilligung vornehmen. In diesem Fall von einer 5G-Antenne zu sprechen, ist allerdings trügerisch: Denn die Antenne könne zwar mit 5G-Geräten kommunizieren, sie erbringe aber nicht die volle 5G-Leistung. «Bei dieser Änderung des Software-Standards funken die Antennen bei gleicher Frequenz und in der gleichen Intensität», erklärt Peter Bucher, Teamleiter Luft und Strahlen beim Luzerner Amt für Umwelt und Energie.


Neue Möglichkeiten dank 5G

Die Schweiz nimmt im Ausbau vom 5G-Netz weltweit eine Vorreiterrolle ein. Mit dem Mobilfunkstandard der fünften Generation ist eine massiv schnellere Datenübertragung möglich als bisher. Neue technische Innovationen sollen dank 5G realisierbar sein. Die Technik soll zum Beispiel bei selbstfahrenden Autos, für die Kommunikation einzelner Maschinen in Fabriken, oder in der Medizin verwendet werden. Die Schweizer Telekomanbieter wollen das ganze Land flächendeckend 5G-tauglich machen. Für die Bewilligung und Kontrolle von neuen Mobilfunkanlagen sind Kantone und Gemeinden zuständig.


Im Kanton Luzern seien derzeit nur zwei 5G-Antennen des neuen Typs in Betrieb. Sie stehen in Kriens und in der Stadt Luzern. Diese strahlen mit einer leicht erhöhten Frequenz. Auch für sie gelten die bundesweiten Grenzwerte. Bei der 5G-Technik kommen sogenannte adaptive Antennen zum Einsatz. Sie strahlen gezielt dorthin, wo ihre Informationen gebraucht werden. Dadurch ist eine optimale Übertragungsrate möglich. In alle anderen Richtungen wird die Strahlung reduziert. Kürzlich veröffentlichte der Bund den technischen Bericht zur Messung bei adaptiven 5G-Antennen. Somit sind alle Vorschriften zur Strahlenmessung dieser Antennen gegeben.

 

 

«Es wird früher oder später überall solche Antennen haben»

Bucher kann die Kritik an der neuen Technologie nicht verstehen. Ihm zufolge haben die Mobilfunkanbieter die vertragliche Pflicht, das Netz auszubauen. «Es wird früher oder später überall solche Antennen haben». Zudem gäbe es keinerlei Hinweise, dass die Strahlungsintensität von Mobilfunkantennen für den Menschen schädlich sei, sagt Bucher. «Bei vielen Studien die etwas anderes aussagen, muss man sich Gedanken über die Glaubhaftigkeit und Seriosität machen», meint Bucher.

 

Der Schweizer Strahlengrenzwert sei nach dem Vorsorgeprinzip angelegt worden: Das heisst so wenig Strahlung wie notwendig. «Es gibt keinerlei seriöse Hinweise, dass die Strahlung der Antennen eine gesundheitliche Wirkung hat - weder für Tiere noch für Menschen», hält Bucher fest. Trotz Einschätzungen wie jene von Bucher, dürfte der Ausbau mit neuen 5G-Antennen künftig wohl noch vermehrt für Diskussionen in den Luzerner Gemeinden sorgen.