Der neue Zuger Headcoach Antti Ruokonen vor dem Saisonstart: «Taktisch gibt es noch einige Baustellen»

Der 57-jährige Finne steht neu an der Bande bei Zug United. Er konzentriert sich insbesondere auf taktische Feinheiten – und er schwärmt von der Region Zug sowie seinem neuen Verein.

Antti Ruokonen steht neu an der Bande bei Zug United. (Bild: Matthias Jurt)

Am Wochenende rollt der Ball in der höchsten Schweizer Unihockeyliga wieder. Die Männer von Zug United starten am Samstag auswärts gegen den mehrfachen Meister und Cupsieger Alligator Malans in die Saison (18 Uhr, Sporthalle Lust Maienfeld). Die Kolinstädter laufen mit einem praktisch unveränderten Kader auf – den bedeutendsten Wechsel gibt es hinter der Bande: Antti Ruokonen, der 57-jährige Finne, übernimmt den Posten von Nicklas Hedstal, der zum schwedischen Serienmeister Falun wechselte.

 

Antti Ruokonen hat als Coach in seiner Heimat alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt – er gewann mit Josba Joensuu zweimal die finnische Meisterschaft und viermal den Cup. Zudem ist er ehemaliger Nationaltrainer. Jetzt will Ruokonen erstmals auch im Schweizer Unihockey mitmischen und die Zuger Equipe insbesondere auf taktischer Ebene weiterbringen. Der neue Headcoach sagt: «Taktisch gibt es noch einige Baustellen.»

 

 

Augenmerk liegt auf den Details

In diesem Bereich sei das Niveau in der Schweiz nicht ganz so hoch wie in Finnland oder Schweden, sagt Ruokonen. Doch das Unihockey in der Schweiz sei sehr schnell und es gebe viele talentierte Spieler. Im Spiel der Zuger gebe es ein paar Kleinigkeiten zu verbessern, darauf sei auch im Training der Fokus gesetzt. Konkrete Saisonziele hat Ruokonen mit seiner Mannschaft noch keine definiert. «Zuerst wollen wir unser Spiel auf konstant hohen Level halten», sagt er. «Es ist wichtig, dass jeder Spieler die bestmögliche Leistung abrufen kann.»

 

 

Auf welchem Tabellenplatz sich Zug United Ende Saison klassieren wird, ist schwierig zu beurteilen, wie Ruokonen sagt: «Die Vorbereitungsspiele waren nicht so gut.» Dies sei unter anderem verletzungs- und ferienbedingter Abwesenheiten geschuldet. Er ergänzt: «Die bisherigen Trainings waren gut und die ersten sechs Meisterschaftsspiele werden zeigen, wohin es für uns geht.»

 

 

Für Ruokonen ist klar: «Wir wollen besser sein als letzte Saison.» Die Zuger beendeten die vergangene Saison auf Rang 5 – im Viertelfinal mussten sie sich dem späteren Vizemeister Wiler-Ersigen geschlagen geben. In der neuen Saison darf man auch gespannt sein, wie sich der Rücktritt des umtriebigen Präsidenten Patrick Trachsel auf die Ambitionen des Vereins auswirken. Trachsel legte das Präsidentenamt nach fünf Jahren im Juli unerwartet nieder – aus privaten Gründen.

 

 

Ruokonen schwärmt von Region und Verein

Die Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Saison sind jedenfalls gegeben. «It's awesome!», antwortet Ruokonen auf die Frage, wie ihm die Stadt und die Region Zug gefallen. Die Menschen in Zug seien alle sehr freundlich, es sei sehr sauber und alles funktioniere. Nicht nur die Region Zug gefällt ihm, sondern auch sein neuer Verein. Zug United schaue hervorragend zu den Spielern und Coaches. Ruokonen schwärmt:

 

 

«Seit 1988 bin ich im Unihockeysport tätig. Ich habe jedoch noch nie solch eine gute Organisation gesehen.»

 

Nebst seiner Arbeit als Headcoach beim NLA-Team arbeitet Ruokonen zweimal pro Woche mit jungen Unihockeyspielern zusammen. In der Stadthalle Zug und im Chamer Röhrliberg trainiert er Spieler einer Sportschule im Alter zwischen 12 und 16 Jahren. Auch innerhalb des Vereins Zug United hilft er zwischendurch in der Nachwuchsabteilung mit – zum Beispiel wenn Trainingscamps anstehen. Die Arbeit mit Jungen kennt Ruokonen bestens – in Finnland war er 30 Jahre lang als Primarlehrer tätig.

 

 

 

Das Kader von Zug United / Bild: PD

Zug United mit fünf Ausländern im Kader

Im Kader von Headcoach Ruokonen sind fünf schwedische Spieler – unter anderem der neu verpflichtete Offensivspieler Oliver Bäcklin. Dies, obwohl vor drei Jahren mehrere Teams aus der Nationalliga A und B das sogenannte «Gentlemen’s Agreement» zum Thema Ausländerkontingent initiierten. Dieses sieht vor, dass pro Team nur noch drei Ausländer in einer Partie spielen dürfen. Zug United und Floorball Riders Dürnten-Bubikon-Rüti sind die einzigen Teams, welche die Vereinbarung nicht unterschrieben. Ruokonen wusste nichts von dieser Vereinbarung, wie er sagt. Als Coach befasse er sich nicht mit den politischen Themen. Ruokonen sagt offen:

 

 

«Ich kenne die Kultur im Schweizer Unihockey zu wenig, um zu sagen, ob diese Vereinbarung gut oder schlecht ist.»

 

 

Bruno Schelbert, Sportchef von Zug United, sieht beim «Gentlemen’s Agreement» rechtliche Aspekte verletzt. Er schreibt auf Anfrage: «Das Agreement verstösst gegen das Diskriminierungsverbot und stellt nach Ansicht von Zug United auch eine unzulässige Abrede gemäss Kartellgesetz dar, da sie eine Wettbewerbsbeschränkung darstellt und die Vereinbarung hat Züge einer Boykottabrede. Weiter ist die Vereinbarung ein Eingriff in die Vereinshoheit.»

Zudem investiere Zug United viel in die Juniorenförderung – man fahre bewusst zweigleisig. «Wenn das Kader der ersten Mannschaft nicht stark genug ist, springen unsere eigenen guten Junioren zu anderen Vereinen ab», erklärt Schelbert.